Formen aus Basalt
Die ältesten Basaltfelsen in Island sind zwischen 13 und 15 Mio. Jahre alt und befinden sich im äussersten Nordwesten und Osten. Island ist auch heute noch jung im Vergleich zu den 3,5 Mrd. Jahre alten Felsplatten des kontinentalen Europas.
Eine systematische Beschreibung all dieser Strukturen würde zu weit führen. Ausgewählt habe ich auffällige Formen aus Basalt:
Aus rotglühiger Brockenlava
Bis zu 30 m mächtig können Lavaströme aus Brockenlava werden. Ihre poröse Oberfläche kann mehrere Meter umfassen und besteht aus schlackigen Lavabruchstücken. Im Innern ist die Masse dicht gepackt und fast blasenfrei. Die Spitze von Blocklava bewegt sich langsam und in Schüben fort. Rotglühende Bruchstücke brechen aus der Lava heraus, die der Lavastrom selbst wieder überfliessen kann.
Heute überzieht ein Teppich aus Zackenmützenmoosen die Lavafelder wie Eldhraun. Die Moose verliehen den Ecken und Kanten der Lavabrocken weiche, runde Formen. Der Moosteppich vereinfachte ihre Formen und schützte sie gleichzeitig vor einem Zerfall. Für Fotografen ist es hingegen sehr schwer, sich darin zu bewegen. Überall fällt man mit seinen Füssen in Löcher aller Art, die fein säuberlich durch das Moos abgedeckt und für uns unsichtbar sind.
Fehlte an exponierten Stellen der Moosteppich, so griffen die sandbeladenen Winde an den Basaltformen an und schliffen die Oberflächen zu neuartigen Formen ab. Somit erscheint die ganze Landschaft in einem neuen Kleid: Ein eigentlicher «Lavagarten» ist entstanden.

Brockenlava besitzt eine ausgesprochen raue, poröse Oberfläche. Für die Pflanzen ist es nicht einfach, die harte Lava zu durchbrechen.
Basaltglas – Wenn Eis, Wasser, Luft oder kalte Felsoberflächen die Basaltschmelze rasch abkühlen, entsteht Basaltglas. Die Zeit für ein geordnetes Auskristallisieren ist zu kurz. Bei der gasarmen Basaltlava entsteht meist ein porenarmes, kompaktes Gesteinsglas. Die Lava wird glasig. Basaltglas entsteht bei Ausbrüchen unter Gletschern und im Meer. Auch wenn Lava einen See kreuzt, so explodiert sie mit Wasser. Glasige Säume ziehen sich über die Lava und über die Kontaktflächen von Basaltgängen.
Plateaubasalte
Die Plateaubasalte sind mehrere Kilometer mächtige Bergzüge in den Ost- und Westfjorden. Aufgebaut sind sie aus unzähligen, übereinander angeordneten Schichten von Laven. Die einzelnen Laven sind dachziegelartig gegeneinander versetzt und leicht zur aktiven Vulkanzone hin geneigt. Gefördert wurden die Basalte von der schmalen, aktiven Vulkanzone, die sich quer durch das ganze Hochland gezogen hatte.
Driftbewegungen verlagerten die Basalte später nach Nordwesten, Norden und Osten. Durch das schwere Eigengewicht sanken die Schichten ab, am meisten dort, wo sie am mächtigsten waren, nahe der Vulkanzone. Tektonisch bedingte Spannungen führten zu Rissen und Spalten, die öfters mit Magma wieder aufgefüllt wurden. Die Krater aus jener Zeit sind meist nicht mehr sichtbar.
Die ältesten Plateaubasalte liegen in der Nähe der Küsten. Sie reichen bis 9’000 m tief ins Erdinnere und dokumentieren, wie sich eine Lavaschicht nach der anderen über das Land ergoss. Schätzungen zufolge besteht die ostisländische Basaltserie aus 700 einzelnen Lavaströmen, die während eines Zeitraumes von rund 11 Mio. Jahren gefördert wurden.
Basaltmassive
Vor den Kaltzeiten förderten die vulkanischen Spalten und Schildvulkane in unzähligen Eruptionen über 80% basaltisches Magma. Zusätzlich waren rund 50 Stratovulkane und Vulkanrücken aktiv, die auch rhyolithisches Lava und Lockerstoffe förderten.
Während den Kaltzeiten beeinflussten die Eisschilder den Magmaaustritt massgeblich. Unter dem Eis bildeten sich Vulkanformen wie Lavarücken und Tafelberge.
Markante Stratovulkane und Vulkanrücken entstanden zu jener Zeit wie der Snæfell, Snæfellsjökull, Öræfajökull und Eyjafjallajökull. Die geförderten Laven während der Kaltzeiten waren meist basaltischen Ursprungs, nur wenige rhyolithische Eruptionen sind bekannt.
Natur-Gelungene Kleinformen
Im abgekühlten Zustand ist Basalt ein recht widerstandsfähiges vulkanisches Gestein, sofern es im heissen Zustand nicht mit Wasser oder Eis in Berührung gekommen ist. So überdauern viele Vulkanschlote die umliegenden Strukturen und ragen als naütrliche Monumente in den Himmel. Ein langsames Abkühlen führt häufig zu Basaltsäulen in den verschiedensten Lagen. Seilartig können sich einzelne Lavastränge zusammenlegen. Wenn Magma in kleine Klüfte eindringt, entstehen netzförmige Gesteinsadern. Alte Lavagänge können aufgeschlossen sein. Erkalten Lavaseen, so ergeben sich fantasievolle Gebilde.
Unzählige Arten von Kleinformen aus vulkanischer Tätigkeit sind entstanden. Eine systematische Beschreibung all dieser Strukturen würde zu weit führen. Ausgewählt habe ich auffällige Kleinformen aus Basalt:
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Vulkanschlote
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Basaltsäulen
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Basaltische Lavagänge
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Formen in Lavaseen
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Pseudokrater
Vulkanschlote – Aus alten Kratern können Lavaskulpturen entstehen, die ihre Umgebung deutlich überragen. Sobald ein Schlot seine Förderung einstellt, erstarrt das Magma in den Förderkanälen und verstopft sie. Die Gesteinsschmelze kühlt langsam ab. Daraus entstehen kompakte, dichte Gesteine.
Für Verwitterung und Erosion sind alte Vulkanschlote harte Brocken. Im Gegensatz zu ihrer Umgebung, die längst abgetragen ist, können sie sich viel länger behaupten.
Die unermüdlichen Steinmetze der Verwitterung setzen im Kleinen an. Das Eis setzt sich in den feinsten Ritzen fest und sprengt weniger widerstandsfähige Brocken weg. Daraus entstehen Formen, in denen wir in vielen Fällen uns bekannte Gesichter wiedererkennen.
Vielfältige Basaltsäulen – Je langsamer die Basaltschmelze abkühlt, umso grössere Kristalle wachsen heran. Daraus entstehen ausgeprägte Basaltsäulen. Die einzelne Säule ist zumeist sechseckig und steht immer senkrecht zur Abkühlungsfront. Aus flachen Decken wie Lavaströmen und waagrechten Lagergängen entstehen somit senkrechte Säulen. Beim Abkühlen zieht sich jede Säule etwas zusammen. Es entstehen schmale Zwischenräume, in denen die Frostsprengung angreifen kann.
Basaltisches Adernetz – Wenn Magma in kleine, kreuz und quer liegende Klüfte eindringt, entstehen netzförmige Gesteinsadern. In der rhyolithischen, hellen Wand des Hvítserkur befindet sich ein solch ausgeprägtes, basaltisches Adernetz.können auch regelrechte natürliche Muster darstellen wie hier am Hljóðaklettar bei der Jökulsárgljúfur.
Formen in Lavaseen – Natürliche Barrieren können Lavaströme zu Seen stauen. Darin vermischt sich heisse Lava mit kaltem Wasser. Das Gemisch explodiert wiederholt. Die Basaltbrocken können sich in Kaminen zusammenfinden, welche nach und nach über den Seespiegel hinaus wachsen. Halten die Explosionen an, so entstehen daraus Lavasäulen, Klippen und Felskämme.
Erstarren die Formen, bevor der Seespiegel sinkt, so überstehen sie auch ein Auslaufen des Lavasees. Die daraus entstandenen Basalte sind glasig und brüchig. Im Gegensatz zu den harten Vulkanschloten spielen hier die formenden Kräfte der Verwitterung und Erosion eine weitaus wichtigere Rolle.
In einem Lavasee entstanden die Lavakamine von Dimmuborgir bei Mývatn. Von zwei Seiten her wuchsen die Lavasäulen und verbanden sich in der Höhe. Dazwischen klafft ein Loch.
Pseudokrater
Wenn heisse Lava über Wasserflächen wie Seen, Moore, Sümpfe oder Flussbetten fliesst, können Pseudokrater entstehen. Das Wasser verdampft schlagartig und lässt die Lava aufkochen, sie zerspratzt. Fällt die Lava zurück, so wächst ein Kraterrand heran, ein Pseudokrater entsteht. Schwächen sich die Explosionen ab, so wächst im grösseren Krater ein kleinerer.
Ein Pseudokrater war nie ein Vulkan, hatte nie eine Verbindung zu einer Magmakammer und Magma ist nie aus ihm ausgetreten. Nur seine Form erinnert an einen kleinen, runden Vulkan.
Weit in den See hinaus ragen die Pseudokrater. Flüssige Lava ergoss sich über den alten Mývatn. Das Wasser verdampfte schlagartig und liess die Lava nochmals aufkochen und explosionsartig in die Luft schleudern. Die zurück fallenden Teile erkalteten in kraterähnlichen Formen.
Pseudokrater im Mývatn; im Hintergrund rechts der Herðubreið.